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„Hier geht’s mir richtig gut!“

21. März 2023

Gisela Franz lebt glücklich in ihrer neuen Wohnung im Senioren-Quartier
Gisela Franz und Rita Wulsch gehören mit zu den ersten Mieter*innen im neuen Senioren-Quartier in Rathenow. Sie haben ihre Häuser gegen eine Ein- bzw. Zwei-Raum-Wohnung eingetauscht. Wie sich ihr Leben geändert hat und welche Erleichterungen der Umzug mit sich bringt, erzählen sie im Gespräch.
Auf dem Herd köcheln an diesem Donnerstagvormittag die Kartoffeln, im Hintergrund läuft der Fernseher. Gemütlich hat es Gisela Franz in ihrem Ein-Zimmer-Apartment im neuen, zwei­ge­schos­sigen Rathenower Senioren-Quartier in der Puschkinstraße 6. Alles hat seinen Platz gefunden: In einer Ecke steht ihr Bett, gegenüber verschwindet der Kleiderschrank in einer Nische und einen großen Tisch, wenn die Familie zu Besuch kommt, gibt es auch, sowie Hocker, viele Blümchen und eine Einbauküche, die schon drin war.
Trotz Pflegebedürftigkeit lebt Gisela Franz so selbstbestimmt wie möglich im Senioren-Quartier in Rathenow
Trotz Pflegebedürftigkeit lebt Gisela Franz im Senioren-Quartier in Rathenow so selbstbestimmt wie möglich.

Immer eine helfende Hand vor Ort

„Heute gibt es Bratkartoffeln mit Ei, morgen Kartoffelsalat“, erzählt die 73-Jährige. Sie achtet auf sich, bereitet sich täglich ihre Mahlzeiten zu, kümmert sich als gelernte Gärtnerin um ihre Blumen und hat immer was zu tun. So viel wie geht, macht sie selbst, holt sich Hilfe beim dem, was nicht mehr klappt, beispielsweise Schraubverschlüsse an Flaschen öffnen. Dafür fehlt ihr die Kraft. Hier, im neuen Senioren-Quartier, ist jedoch immer eine helfende Hand vor Ort. Der ambulante Pflegedienst LIONCARE, den sie gewählt hat, sitzt im Haus und Gisela Franz hat Nachbar*innen. Anschluss an eine Gemeinschaft zu haben, was ihr im vorigen Zuhause fehlte, gefällt ihr gut.

Ehemaliges Jobcenter wurde zum modernen, barrierearmen Wohnquartier

Früher war in der Puschkinstraße 6 das Jobcenter von Rathenow untergebracht, heute ist daraus ein modernes Wohnquartier mit 18 hellen, barrierearmen 1- bis 3-Raum-Wohnungen mit Serviceleistungen für ältere Menschen geworden. Im Spätsommer 2022 war der Umbau durch den Potsdamer Eigentümer und Investor Frank Wittfoth (Wittfoth Bau GmbH) abgeschlossen.

Auch im Alter trotz Pflegebedürfigkeit selbstbestimmt leben. Was kostet das?

Rund 700 Euro warm zahlt sie für Miete und Servicepauschale. Hinzu kommt die ambulante Pflege der LIONCARE Wohnen und Pflege GmbH, die sie auf ihren Wunsch hin im Alltag unterstützt mithilfe des engen Partners, dem Gemeinschaftswerk Soziale Dienste Nauen e. V. Dessen Fachkoordinatorin für Demenz, Carolin Heinrich, schaut gelegentlich bei Gisela Franz vorbei und nach dem Rechten. „Sie ist die gute Seele des Hauses“, schwärmt sie.

Ende 2022 hat die Havelländerin eines der Ein-Zimmer-Domizile im ersten Stock bezogen. Hier kann sie trotz ihrer Pflegebedürftigkeit weiterhin selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben. Keine Schwelle stört und über ihr komfortables Bad mit ebenerdiger Dusche freut sie sich täglich aufs Neue, genauso wie über die Einbauküche und den riesigen Balkon, den sie im Sommer ausgiebig nutzen wird. „Die Grillparty mit der Familie ist schon geplant“, verrät die ältere Dame.

Mieterin Gisela Franz freut sich auf den Sommer in ihrem Apartment im Senioren-Quartier in Rathenow
Mieterin Gisela Franz freut sich auf die Grillpartys im Sommer mit ihrer Familie auf dem großen Balkon ihrer Senioren-Wohnung.
Zuvor hat die Seniorin mit Pflegegrad 3 im eigenen Haus in Retzow im Havelland gelebt. Ganz weg aus der Gegend wollte sie nicht, die Kreisstadt Rathenow war ein guter Kompromiss. Auch weil dort Sohn, Schwiegertochter und der dreijährige Enkel wohnen. Pacos Hausschühchen stehen im Flur immer für ihn parat. Mit seinem Papa kommt er regelmäßig vorbei, sorgt für Aufmunterung und Abwechslung, während sein Vater für die Oma einkauft oder andere Dinge erledigt. Die Enkelinnen von Gisela Franz, die schon größer sind, leben auch um die Ecke.

Nach bewegten Lebensjahrzehnten Ruhe im neuen Zuhause finden

Dramatische Jahre liegen hinter der Seniorin: ihre eigene schwere Krankheit, der Tod ihrer beiden Töchter. Seit letzten Sommer geht es stetig mit ihr bergauf. „Warum soll ich traurig sein?“, fragt sie lächelnd. „Ich habe hier doch jetzt alles. Hier geht’s mir gut.“ Jedem Tag begegnet sie mit Neugier, Lebensfreude und kleinen Tricks. Gegen die Vergesslichkeit nach der Bestrahlung hilft Aufschreiben, meint sie, ob Rezepte oder Gedanken. Damit sie besser mobil ist, nimmt sie für längere Strecken ihren Rollator, beispielsweise für die Besuche auf dem Wochenmarkt. „Ich gehe gerne dorthin. Letztens habe ich zwei Retzower getroffen.“
Gebürtig stammt Gisela Franz aus Hamburg, wo sie mit ihrer Mutter bis zu deren Tod immer wieder Verwandte besuchte. „In der Hansestadt wurde ich damals noch eingeschult, danach sind meine Eltern mit mir nach Greifswald und später nach Retzow gezogen“, erzählt sie, während sie kurz zum Herd huscht und nach den Kartoffeln schaut. „Mein Vater war Maurer und im Winter gab es für ihn in Hamburg keine Arbeit. In Nauen schon und in Retzow fand er ein Haus für uns.“

Viele Jahre lebte die heute 73-Jährige in dem Ort, gründete selber eine Familie, bis alle weg waren, und sie sich immer einsamer fühlte. „Keiner war mehr da, kaum ein Bus fuhr, es gab nichts zum Einkaufen.“ Im Alter kann das Leben auf dem Dorf durchaus beschwerlich sein.

Gemeinsam statt einsam

Rita Wulsch ging es ähnlich. Sie lebt seit Oktober 2022 im neuen Rathenower Senioren-Quartier und nur ein paar Türen weiter von Gisela Franz. „Kommt mir aber schon viel länger vor“, lacht die 75-Jährige, die vor ihrem Umzug in Steckelsdorf heimisch war. Nach dem Tod ihres Mannes wurde ihr das Haus zu groß und still. „Die sozialen Kontakte nahmen ab, ich schottete mich auch ab.“ Ihr Sohn fand schließlich, dass sie zu viel allein war und sie auch mehr Hilfe bräuchte.
Als Gemeinschaftswerk-Fachkoordinatorin Carolin Heinrich eines Tages beim Beratungs­gespräch vom umgebauten Quartier in Rathenow erzählte, ging alles relativ schnell. Sohn Henri schnappte sich seine Mutter und kam zum Tag der offenen Tür. Die Entscheidung war schnell gefällt und der Mietvertrag mit Serviceleistungen unterschrieben. „Jetzt ist es besser hier auf zwei Räumen“, gesteht Rita Wulsch, auch mit all der körperlichen, medizinischen und mentalen Unterstützung, die sie bekommt. Mittags wird das Essen geliefert.
Immer an der Seite der Seniorin ist ihre Puppe, die sie begleitet, seit sie ein kleines Mädchen war. Angezogen mit den alten Sachen ihrer eigenen Kinder sitzt diese auf dem Stuhl am Küchentisch, während sich Rita Wulsch neben ihr in ihren Lieblingssessel kuschelt.
Mieterin Rita Wulsch sitzt glücklich in ihrem Lieblingssessel und an ihrer Seite ihre Lieblingspuppe.

Mieterin Rita Wulsch sitzt glücklich in ihrem Lieblingssessel und an ihrer Seite die Puppe aus ihrer Kindheit.

Rundum-Sorglos-Paket für den Alltag, bei Krankheit oder Abwesenheit

Ob sie Wünsche hat? „Weitere Nachbarn zum Rommé-Spielen, zur Unterhaltung und zum Spazierengehen“, sagt die 75-Jährige. Langweilig wird ihr dennoch nicht. „Heute ist noch Fußpflege angesagt, gestern war Physiotherapie. Mein Sohn organisiert das immer.“ Falls nicht würde solcherlei Terminplanungen auch ein Servicekoordinator im Quartier übernehmen. Als Rita Wulsch kürzlich ins Krankenhaus musste, profitierte sie von den Serviceleistungen, die sie zum Mietvertrag mit abgeschlossen hat. Der ambulante Pflegedienst LIONCARE schaute nach dem Rechten, kümmerte sich um die Blumen und die Post.
Seitdem die Seniorin hier lebe, sei sie förmlich aufgeblüht, meint Carolin Heinrich: „Sie nutzt viele unserer Angebote, besucht unter anderem die Grünfink-Gruppe.“ Bei diesem Nachmittagstermin wird geschnattert, Kaffee getrunken, Kuchen gegessen. Die Fachkoordinatorin für Demenz vom Gemeinschaftswerk Soziale Dienste Nauen e. V. bringt die Mieter*innen zusammen und lädt zu Gruppenangeboten im Haus ein. Dabei begegnet Rita Wulsch regelmäßig ihrer Nachbarin Gisela Franz. Gegenseitig besucht haben sich die beiden Frauen noch nicht. Rita Wulsch ist sehr schüchtern, weiß Gisela Franz und hat daher einen Plan: „Ich werde einen Kuchen backen und bei ihr klopfen.“

Beim nächsten Treffen im Quartier zwei Wochen später hat sie ihren Plan in die Tat umgesetzt und bei der Nachbarin geklingelt. „Nachher hole ich Rita wieder ab“, verrät Gisela Franz. Heute trifft sich wieder die Grünfink-Gruppe. Aber zuvor wird sich die Seniorin wie üblich ihr Mittagessen zubereiten.

Noch sind ein paar Wohnungen frei.

Gisela Franz und Rita Wulsch freuen sich über weitere nette Nachbar*innen. Interessiert? Melden Sie sich gern telefonisch unter: