Tagestreff Lietzow –
ein Platz zum Wohlfühlen
06. März 2023

Seit einigen Wochen besucht Günter Hofmann den neuen Tagestreff „Zur Semmelfrau“ in Lietzow. Hier erlebt er Anschluss, Austausch und hat auch einen ganz besonderen Freund gefunden, auf den er sich jedes Mal aufs Neue freut.


Dreiseitenhof in Lietzow wurde zum neuen Wohn-Pflege-Quartier für Senior*innen
Enrico Pavan ist der Bauherr des neuen Wohn-Pflege-Quartiers für hilfsbedürftige Senior*innen, das auf dem Dreiseitenhof im Nauener Ortsteil Lietzow entstanden ist und Alt und Jung als Gemeinschaft vereint. Neben dem Hofladen mit Eisdiele befindet sich eine Kindertagesstätte. „Immer wenn die Kita-Kinder spazieren gehen, schauen sie bei uns vorbei“, erzählt Pflegedienstleiterin Linda Kraatz. Vergangenes Jahr wurde der Neubau, in dem sich der Tagestreff befindet sowie sieben Apartments mit Service- und Unterstützungsleistungen für ein selbstbestimmtes Leben im Alter, fertiggestellt. Auf Wunsch erbringt die LIONCARE Wohnen und Pflege GmbH ambulante körperliche und medizinische Pflege. Im ersten Obergeschoss des Hauses gibt es auch eine Wohngemeinschaft mit neun Zimmern für Menschen mit und ohne Demenz.
Ein Ort des Austauschs und Wohlfühlens
Seit einigen Wochen besucht Günter Hofmann nun dienstags und donnerstags den Tagestreff, wo er Anschluss findet, Austausch und Aktion erlebt und professionelle Pflegekräfte an seiner Seite hat. Jeden Dienstag trifft der Senior hier auf Brigitte Bahr. Die 87-jährige Dame ist vor einem halben Jahr vom Nachbarort Berge in eine der Zwei-Zimmer-Wohnungen im Haus gezogen und fühlt sich sehr wohl. 60 Jahre hatte sie in der gleichen Wohnung gelebt, erzählt sie. „Es wurde nie etwas dort gemacht.“ Hier im Haus dagegen sei es schön und bequem, schwärmt sie: „Und die Tagespflege ist toll! Da kann man erzählen, lachen, es gibt lecker Essen und Frühstück.“
Nachdem alle fertig sind, räumt Pflegedienstleitung Linda Kraatz den Frühstückstisch ab, Mitarbeiterin Diana Reske holt Kartoffeln fürs Mittagessen, Messer und Schüssel. Schon schnippeln sie und Brigitte Bahr los. Jeder bringt sich ein, wie er noch kann und möchte. Der Speiseplan wird stets gemeinsam eine Woche im Voraus ausgetüftelt.
So wie jetzt. In trauter Runde sitzen die Gäste gemütlich am langen Tisch. Brigitte Bahr verspeist gerade die Reste ihres Brötchens. Günter Hofmann nippt noch mal am Kaffee und lächelt, sobald er Emmy draußen umhersprinten sieht.

Tagestreff-Gast Brigitte Bahr bringt sich bei den Vorbereitungen für das Mittagessen ein
Die Kartoffeln sind geschält, nun kommen die Äpfel dran. „Heute backen wir Kuchen“, verrät Diana Reske und gesteht lachend: „Wir sind manchmal sehr spontan im Programm.“ Tatkräftig wird sie erneut von Brigitte Bahr unterstützt, die noch sehr rüstig ist für ihr Alter, nur immer schlechter sieht, wie sie sagt. Herr Hofmann hat keine Lust auf Schnippeln. Verständlicherweise. Viele Jahre ist er zur See gefahren, hat als Schiffskoch täglich für 39 Mann Mahlzeiten zubereitet. Später waren es sogar 13 000 Essen pro Tag, als er in der Schulspeisung für 19 Berliner Schulen kochte.
Abwechslung im Alltag auch bei Pflegegrad 4
Nach einem Hirninfarkt 2014 ist für Günter Hofmann alles anders und er macht automatisch langsamer, ist nicht mehr mobil wie früher. Er hat Pflegegrad vier, braucht Hilfe beim Aufstehen und auch seinen Rollator. „Am liebsten sitzt er jedoch auf seinem Stuhl am Tisch und schaut hinaus in den Hof“, sagt Linda Kraatz. Dort gibt es immer etwas zu gucken, wie Live-Kino. Im Hofladen gegenüber ist ein Kommen und ein Gehen, oft spazieren die Kita-Kinder vorm Haus vorbei oder die Hunde von Familie Pavan tollen herum.
Action und Abwechslung hatte Günter Hofmann schon immer gerne, gesteht er und erinnert sich an seine früheren Reisen: „Brasilien hat mir gut gefallen. Die lachen immer dort, die Burschen.“ Auch er selber tut dies gerne. Wenn er lacht, lacht sein ganzes Gesicht. Und wenn er erzählt, hört man gerne zu, auch wenn er sich wiederholt. Reisen war sein Leben, merkt man. Nun findet dieses auf dem eigenen großen Hof in Brieselang gemeinsam mit seiner Frau statt und zweimal die Woche „reist“ er in 15 Minuten mit dem Bus in den Tagestreff nach Lietzow. „Dass ich hierherkomme, hilft meiner Frau“, weiß der 85-Jährige. „Es entlastet sie, und ich komme auf andere Gedanken.“ Er würde sonst nur zuhause sitzen und Fernsehen schauen, gesteht er.
